Flugpate - Was ist das? |
Eine Urlauberin besucht auf Fuerteventura ein Tierheim in Puerto Rosario.
Es gehört den beiden Tierschutzvereinen OKAPI und Tierhilfe Fuerteventura.
Die Urlauberin möchte eine Hündin besuchen, die sie als Flugpatin nach
Deutschland begleiten will. Den kleinen Mischling Fiesta hatte eine
Freundin der Urlauberin vor Wochen in ihrer Hotelanlage auf der Insel
gefunden und beschlossen, ihn zu behalten.
Da das Tier nicht geimpft war, konnte es nicht gleich mit nach Deutschland
reisen. So wandte sich die Tierfreundin an OKAPI, gab die Hündin im Tierheim
ab und versprach, sie später nachholen zu lassen. Inzwischen ist Fiesta
geimpft und etwas aufgepäppelt worden, bereit für den Flug nach Deutschland
zu ihrer neuen Besitzerin.
Alleine fliegen darf sie nur als "Fracht", aber das ist sehr kostspielig.
Deshalb warten die Tierschützer auf Fuerteventura auf einen Flugpaten: für
Fiesta und für viele andere Hunde oder Katzen mit ähnlichem Schicksal.
Denn in den Tierheimen und Tierpensionen der Tierschützer, die in
südeuropäischen Urlaubsländern um das Leben der vielen ausgesetzten und
verlassenen Tiere kämpfen, sitzen trotz aller Bemühungen, auch vor
Ort sinnvoll zu helfen, immer noch viele Hunde und Katzen, die auf
eine neue Chance warten.
Der Reiseverkehr gibt ihnen dazu die Gelegenheit. Denn immer mehr Touristen
werden auf das Elend aufmerksam und reagieren. Manche sammeln selber ein Tier
ein, das sie gerne behalten möchten, andere besuchen ein Tierheim am
Urlaubsort und finden dort den passenden Vierbeiner. Gleich mitnehmen können
sie aber nur solche mit gültiger Impfung. Alle anderen müssen auf einen
Flugpaten warten, der sie dem neuen Besitzer später nachbringt.
|
Was kommt auf mich zu? |
Der Urlauberin, die Fiesta anstelle ihrer Freundin mitnehmen will, entsteht
dadurch wenig Mühe – so wie auch allen anderen Flugpaten. Seriös arbeitende
Tierschutzvereine bemühen sich um Flugpaten und sorgen dafür, dass die Reise
gut vorbereitet wird. Das heißt, jedes Tier wird mit gültigem und auf genau
dieses Tier ausgestellten Impfausweis zum Flughafen gefahren, sicher untergebracht
in einer bei allen Fluglinien erforderlichen Transportbox.
Vor dem Abflug kommen Flugpaten und Tierschützer an einem verabredeten Treffpunkt
zusammen. Tier und Impfausweis werden übergeben, und die Tierschützer begleiten
ihren Schützling und den Flugpaten weiter zum Abflug- und danach zum
Sondergepäckschalter, von wo aus das Tier in die Maschine gebracht wird.
Jeder Tiertransport ist bei der entsprechenden Fluglinie angemeldet und von
dort bestätigt worden. So sind am Schalter Probleme nicht zu erwarten. Dem
Flugpaten entstehen dabei keine Kosten. Immer mehr Linien verlangen zwar
inzwischen Transportgebühren, diese zahlt aber der Tierschutzverein.
|
Worauf muss ich achten? |
In jedem Fall sollten Tierfreunde, die sich als Pate zur Verfügung stellen,
darauf achten, dass sie nur mit solchen Tierschützern Kontakt haben, die
wirklich für einen renommierten Tierschutzverein tätig sind. Am sichersten
ist es, sich vor der Reise nach einem vertrauenswürdigen Verein in der
Nähe des Urlaubsorts zu erkundigen.
Manchmal sind Reiseleiter gut informiert. Viele Vereine machen aber auch
vor Ort auf sich aufmerksam. Sie bieten dazu Informationsmaterial an, das
Auskunft über ihre Aktivitäten gibt und über Partnervereine in Deutschland,
die sich dort weiter um die Tiere kümmern. Jeder Interessent, der ihr
Tierheim besichtigen möchte, ist willkommen.
Touristen sollten aber besonders vorsichtig sein, wenn sie erst in der
Abflughalle als Flugpaten angeworben werden. Das muss kein Hinweis auf
ein unseriöses Vorhaben sein. Es erweckt aber mehr Vertrauen, wenn der
mögliche Flugpate genug Zeit hat, sich zu informieren und davon zu
überzeugen, dass er wirklich nur im Auftrag und Sinn des Tierschutzes
handelt.
Vor dem Abflug sollte der Flugpate sich unbedingt den Impfausweis zeigen
und erklären lassen. Stimmt die Beschreibung nicht mit dem Tier überein,
das transportiert werden soll und weisen die Daten im Ausweis nicht eine
mindestens vier Wochen und höchstens zwölf Monate alte Tollwutimpfung nach,
sollte der Fugpate den Transport ablehnen.
|
|
Welpen, die jünger als zwölf Wochen sind, dürfen nur mit der Mutter
reisen. Wird das nicht eingehalten,sollte der Flugpate auch in diesem
Fall seine Mitarbeit verweigern.
Es gibt schwarze Schafe, die sich an Touristen wenden, und es ist nicht
Sinn der Sache, dass gutmeinende Tierfreunde ungewollt am Tierhandel
mitwirken. Bei seriösen Vereinen ist das nicht der Fall. Denn sie
schicken in der Regel Tiere, die sich noch in ihrer Obhut befinden,
für die sich aber bereits ein neuer Besitzer während des Urlaubs oder
via Internet in Deutschland gefunden hat. Denn das Internet führt
Europa auch im Tierschutz zusammen. So können heute Interessenten,
die sich ein Tier aussuchen möchten, auf den Seiten der
meisten europäischen Vereine eines auswählen.
|
Gelandet - und nun? |
Da die südländischen Mischlinge besonders beliebt sind und viele
Tierfreunde helfen möchten, ihr Leben zuretten, sitzen in den
Tierheimen und Pflegestellen zahlreicher südeuropäischer
Tierschutzvereine Hunde und Katzen, auf die eine Familie in
Deutschland wartet. Manche holen ihre Tiere selber ab, die
meisten sind auf Flugpaten angewiesen, die in Vertretung der
neuen Besitzer die Tiere mitnehmen.
Die Angst, als Flugpaten am Zielflughafen auf dem mitgebrachten
Tier sitzen zu bleiben, ist deshalb unbegründet. Soweit möglich,
warten die neuen Besitzer dort nämlich bereits auf ihre neuen
Hausgenossen. Oder ein Partnerverein, das Partnertierheim,
übernimmt erst einmal den Neuankömmling, um ihn vor der Übergabe
an den Besitzer noch einmal durchzuchecken.
Bei der Ankunft am Zielflughafen muss der Fugpate sein Tier in
der Flugbox am Sondergepäckschalter abholen, der in der Nähe
des Gepäckbandes leicht zu finden ist. Auch wenn im innereuropäischen
Flugverkehr oft keine Zollkontrollen mehr stattfinden, ist es
ratsam, für alle Fälle den Impfausweis bereitzuhalten.
Hinter dem Zollbereich wartet immer ein Vertreter des zuständigen
Tierschutzvereins, auch wenn der neue Besitzer selbst an den
Flughafen gekommen ist und sein Tier gleich übernimmt. Der
Tierschützer überwacht die ordnungsgemäße Übergabe des Tieres
und seiner Papiere. Dann ist der Einsatz des Flugpaten beendet.
|
Ein Frage der Kosten |
Viele Tierfreunde, die sich als Flugpaten zur Verfügung stellen,
haben übrigens selber auf diesem Weg ihren Hund oder ihre Katze
bekommen, oder es sind Menschen, die selber zwar kein Tier halten
können, aber angesichts der bitteren Lage der "Herrenlosen im Süden"
wenigsten einem von ihnen helfen können, das neue Zuhause zu
erreichen.
Es gibt zwar auch die Möglichkeit, Tiere mit Linienmaschinen als
Fracht zu schicken, das ist aber überaus teuer, so dass
Tierschutzvereine sich dies nicht leisten können und wollen.
Innerhalb der EU ist der Transport mit Hilfe von Flugpaten
deshalb eine gern genutzte Möglichkeit. Sie können in Vertretung
eines bereits ermittelten neuen Besitzers handeln oder Tier eines
Tierheimes im Süden zu einem angeschlossenen Tierhiem in Deutschland
mitnehmen. Dabei dürfen es immer nur maximal drei Tiere pro Person
sein.
Jede Fluggesellschaft hat für den Transport allerdings eigene
Bestimmungen. Das betrifft die Kosten für den Tranport und die
Anzahl der genehmigten Tiere. Für den Flugpaten ist das unerheblich.
Denn die Tierschützer klären rechtzeitig mit den Linien Anzahl und
Preis. Kein verantwortungsvoller Verein wird riskieren, dass vor dem
Abflug Tiere am Flughafen stehen bleiben müssen.
Die Tendenz der Fluglinie, immer weniger Tiere pro Flug zu immer
höheren Kosten zu befördern, hat auch mit dem oft wiederholten
Vorwurf des Hundehandels zu tun. Doch seriös arbeitende Vereine,
die dem Tierschutz verpflichtet sind, verdienen nicht an der
Vermittlung der Tiere. Denn die laufenden "Unkosten" (Impfungen,
Kastration, Gesundheitscheck, OPs) sind in der Regel höher als
die Vermittlungsgebühr. Gewerbemäßiger Tierhandel ist da nicht
zu befürchten.
|
|